filmgedanken

Archive for the ‘drama’ Category

Geständnisse – Confessions

In drama, thriller on Juni 1, 2012 at 4:00 am

OT: Kokuhaku, Japan 2010, R, B: Tetsuya Nakashima, B: Kanae Minato

Die vielzitierte Stille vor dem Sturm!

Von einem lauen Lüftchen gestreift. An der eigenen Nase vorbeigewischt, dann an selbiger herumgeführt, nur um eingestehen zu müssen: das Lüftchen wird unweigerlich einem maskiertem Sturm weichen, der mich mit- und dann umreißt.

Kurz wieder auf den eigenen Beinen stehen, um von einem weiteren Stoß erneut zu Boden gerissen zu werden. Den Staub vieler vergangener Jahre von den Augen geklopft. Nun wieder frei sehen können. Frei auf die Kunst. Die Kunst mein Herz, meinen Verstand, ja, mich in Gänze begeistern zu können.

So wunderbar dasangenehme Gefühl von Vertrautheit, daß mich in den ersten Minuten geradezu heimsucht.

Und das nur wegen der nostalgischen Verklärung eines leicht zu beeindruckenden jugendlichen Verstandes. Doch bis heute ungetrübt.

Erwartungen werden geschürt. Eine Erwartungshaltung besteht. Vielleicht ist es auch eine Konditionierung über Wiederholung. Es gibt nur einen Weg. Es kann, es darf nicht anders weitergehen.

Ein Nadelstich bei jeder Abweichung. Und nicht nur in einer weit entfernten Galaxis. Auch hier, auf unserem Planeten. Nicht vor langer Zeit, sondern 1954 (ok, je nachdem von wo man schaut auch eine lange Zeit)

Verrückt!

„to cinematic perfection“

Planet der Affen: PrEvolution

In action, drama, thriller on April 20, 2012 at 6:10 am

OT: rise of the planet of the apes, USA 2011, R: Rupert Wyatt, B: Rick Jaffa, Amanda Silver, Pierre Boulle

Typecasting ist eine sichere Bank. Jedenfalls für die Produzenten eines Filmes. Besetzen die eine Rolle mit einem Darsteller, der eine vergleichbare Figur schon mehrfach verkörpern durfte, so können sie sich sicher sein, daß diese Besetzung zumindest die Zuschauer ins Kino treiben wird, die schon die vorhergegangenen Filme mit eben jenem Schauspieler goutiert haben. Eine breite Akzeptanz in der zahlenden Kundenschicht ist damit schon fast sicher.

Aber das Typecasting hat ein wenig abgenommen. Früher gab es DEN Westernhelden! Es gab DIE Sexbombe! Es gab DEN drolligen Sidekick (in US-Produktionen)! DIE Einmannarmee (allerdins in mehrfacher Ausführung und jeder gewünschten Konfektionsgröße). Das kann man nach Belieben fortsetzen.

DIE Einmannarmee gibt es heute auch noch. Sogar in modern – obwohl die alten Helden sich hartnäckig halten und ihr Erbe irgendwie nicht weitergeben wollen.

Es gibt immer wieder mal Schauspieler die in die typischen Muster zu passen scheinen, aber heutzutage ist es erstrebenswert eben nicht in die Konfektionsware zu passen. So versuchen selbst offensichtliche Typen gegen ihren Fluch anzuspielen. Nicht immer mit Erfolg. Ach was: so gut wie nie mit Erfolg!

Typecasting bezieht sich heute nicht mehr auf einen Typ der eine Hülle braucht. Es geht mehr um Kassenerfolge. Je nach Budget steht damit die Wahl von DER Pseudoindependentmagnet bis hin zu DER Sommerblockbustergarant.

Das klassische Typecasting stirbt ein wenig aus. Kann man begrüßen- ich betrauere es ein wenig. Nichts ist so schön, wie einfache und klare Weltbilder. Und dazu gehören nunmal auch eindimensionale Typen. Und die gehen mir heute ab.

Einen richtigen Typ scheint es aber noch zu geben. Kaum jemand kennt sein Gesicht, aber seine Schauspielkunst ist unbestritten. Es ist ja toll, daß dieser Ausnahmeschauspieler seine Erfolge hat, aber mal ganz ehrlich: wer will denn in allen Castingagenturen in der Kartei als DER Affe stehen?

Meet the feebles

In action, drama, romantik on April 11, 2012 at 6:13 am

OT: meet the feebles, NZ 1989, R, B: Peter Jackson, B: Danny Mulheron (!), Stephen Sinclair, Fran Walsh

Sehr geehrte Damen und Herren.

Gerne möchte ich die einmalige Gelegenheit wahrnehmen in Ihrem sehr ambitionierten neuen Werk eine Rolle zu bekleiden. Schon als ich hörte, wer kreativ alles beteiligt sein soll, war ich sehr interessiert. Auch die ersten Abrisse der Geschichte, die an die Öffentlichkeit geraten sind, faszinieren mich zutiefst. Ich bin absolut begeistert und davon überzeugt es mit einem die Filmwelt verändernden Meilenstein zu tun zu haben. Und die Möglichkeit daran teilzuhaben möchte ich auf keinen Fall verpassen.

Vielleicht sind meine Chancen auch dadurch günstig, daß ich schon mit dem verantwortlichen Regisseur zusammenarbeiten durfte. Nicht einfach in einer Statisten- oder Nebenrolle, nein, ich bekleidete die Hauptrolle in einem seiner wegweisensten Werke. Er war mit meiner Präsenz sehr zufrieden und unsere Zusammenarbeit war sehr fruchtbar und meine Darstellung gewann viele wichtige Preise.

Sie sehen also, ich bin wie prädestiniert für die Hauptrolle in Ihrem neuen Film.

Meine Rolle war vielschichtig angelegt. Eine klassische Außenseiterin, die erst im Verlauf des Filmes ihres eigenen Dramas gewahr werden durfte. Im Wandel von Fröhlichkeit zu tiefster Trauer durchlebte die von mir dargestellte Figur alle Höhen und Tiefen der menschlichen Gefühlswelten. Um richtig in meine Figur zu passen, mußte ich mich mit ihr so eng wie möglich identifizieren und nahm auch gut 20 Kilo zu.

Zu guter Letzt meisterte ich sämtliche künstlerische Herausforderungen an die Rolle und verbrachte einige Monate mit dem transsexuellen Martha Mutig, um mich auf die schwere Aufgabe eine Frauenrolle überzeugend dem Zuschauer zu verkaufen vorzubereiten.

Die Rolle der Heidi in Peter Jacksons MEET THE FEEBLES hat mich also perfekt für Hollywood und schwierige Charakterrollen vorbereitet. Sie werden noch viel von mir hören.

Mit Hochachtung,

Danny Mulheron

Hugo Cabret

In drama, Kino, komödie on April 11, 2012 at 6:10 am

OT: Hugo, USA 2011, R: Martin Scorsese, B: John Logan, Brian Selznick

Ich lebe in einer Touristenstadt. Was neben vielem Anderen dazu führt, daß man, sobald man sich ins historisch relevante und von neugierigen Kameralinsen durchzogene Zentrum wagt, Dinge in die Finger bekommt, die so gar keinen sinnvollen Zweck erfüllen wollen. Dazu gehören neben den obligatorischen Schlüsselanhängern in Lebkuchenform, wohl auch niedliche, kleine, altmodisch anmutende Dioramen, die Orte, oder sogar Ereignisse der fremden Stadtgeschichte ins eigene japanische, oder russische Wohnzimmer bringen sollen.

So etwas zu betrachten hat schon seinen ganz eigenen Charme. Zugegeben. Aber ohne jetzt die Stoppuhr in einem aufreibenden Selbstversuch bemühen zu müssen, kann ich doch schwer davon ausgehen, daß man sich an all der Niedlichkeit und Flachheit schnell sattgesehen haben dürfte. Flache Pappkameraden, stehen vor flachen Fassaden, Mauern und Büschen. Hintereinander, leicht versetzt um eine Illusion von Räumlichkeit hervorzurufen, die zwar funktionieren mag, aber doch schnell als simple Fingerübung, ja als Jahrmarktspielerei enttarnt ist.

Kein moderner Mensch zahlt heute Geld, um sich von Dioramen verzücken zu lassen. Schon gar nicht in einem Theater. Wir leben im Zeitalter der bewegten Bilder. Von so einer billigen Effekthascherei läßt sich doch heute keiner mehr hinter dem sprichwörtlichen Ofen hervorziehen. Höchstens vielleicht mit einem Köder. Einen Hauch von Exklusivität muß er versprühen. Durch seinen Einsatz einen unausweichlichen Nutzen nach sich ziehen. Einen Aufpreis von bis zu fünf Euro muß er rechtfertigen. Hm… Ein Accessoire, wie es Menschen von heute unbedingt haben müssen. Was könnte das nur sein?

The Artist

In drama, Kino, komödie, romantik on April 6, 2012 at 6:00 am

OT: the artist, FRA, BEL 2011 R, B: Michel Hazanavicius

Welche Konsequenz mag die Filmwelt aus dem großen und mehr als überraschenden Erfolg ziehen?

Wird uns jetzt eine Welle von schwarz/weiß- Filmen überrollen? Verzichten zukünftige Regisseure und Produzenten auf aufwendige Tonschnitte und -erzeugung? Droht einer ganzen Profession der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit? Braucht der kommerzielle Film bald keine Toningenieure mehr? Werden wir unsere vielgeliebten Synchronsprecher nur noch in drittklassigen Fernsehproduktionen sehen und hören können?

Wäre schade drum. Wie viel Spaß können doch gute, oder zumindest ausgefallene Synchronarbeiten bieten. Hill und Spencer verdanken ihre Karierre ja zu großen Teilen der deutschen Filmsynchronisation. Ebenso DIE ZWEI Großartigen (ein Vergleich sagt mehr als, naja tausend Worte).

Um es auf den Punkt zu bringen: Rainer Brandt!

Was für ein Held und Bösewicht gleichermaßen. So viele denkwürdige Zitate von ihm geschaffen, phantastische Schimpfworte, die aus seiner Feder flossen, so viel Irrsinn in die Welt gebracht. Und immerhin der Erfinder des Bauchredens und Hinterkopfmonologisierens im Film. Eine leuchtende Ikone meiner Kindheit. Und mein bestes Argument gegen die Originaltonmanie – und damit ein bißchen gegen mich selbst.

So gut, wie zu seiner Zeit waren Synchronarbeiten nie wieder. Vielleicht ist es deshalb auch nicht schade um deren drohenden Niedergang. Und auch die ein oder andere Stimme – egal ob synchronisiert, oder original – werde ich nicht vermissen.

Nur eine Frage, die mich sehr beschäftigt. Die mir Angst macht und mir den Schlaf raubt.

 

Wird Till Schweiger jetzt doch noch eine Weltkarriere starten können?

 

The Artist

In drama, Kino, komödie, romantik on März 29, 2012 at 6:11 pm

OT: the artist, FRA, BEL 2011 R, B: Michel Hazanavicius

Es gibt Multiplexkinos. Steril (nicht unbedingt von der Sauberkeit her, schon klar), gesichtslos. Rein auf den finanziellen Erfolg und das Durchschleusen von Hunderschaften an zahlungsfreudigen Gästen ausgelegt.

Wahre Filmfreunde begeben sich selten und nur unter Druck in diese Äquivalente der modernen Massentierhalung und lassen sich dementsprechend auch nicht mit der vorgesetzten Massenware abspeisen. Der geneigte Filmfreund, der sich selbst als Connaisseur, ja Liebhaber der Filmkunst versteht begibt sich nicht in diesen Schmutz zum Pöbel. Er kleidet sich in seinen edelsten Rollkragenpullover, rückt die Hornbrille (ich entdecke da ein Muster) zurecht und zwingt den Partner seiner Wahl zur Begleitung – irgendwer muß sich ja im Anschluß (wenn es wenigstens der Anschluß wäre) die philosophisch entrückten Deutungskonstrukte anhören und honorieren. Man applaudiert sich schließlich nicht selbst.

Derart gerüstet wagt man also den Weg – mit umweltschonenden öffentlichen Verkehrsmitteln versteht sich – in das kommunale Programmkino.

Hier wird Filmkunst noch zelebriert. Hier lächeln einem die Filmsternchen besserer Zeiten von den Wänden entgegen. Als Kino noch bewundert wurde. Als der wohlige Geruch von Zigarren, Whiskey und Zelluloid noch die Luft erfüllte. Hier wird Film geliebt. Hier ist der Cineast zu Hause. Hier bangt der Besitzer jeden Monat aufs Neue um seine Existenz. Es ist so romantisch.

Versteht sich ja von selbst, daß man es hier mit den besseren Menschen der Gesellschaft zu tun bekommt. Hier gibt es keine gegen die Kinosessellehne tretenden Pennäler. Keine popcornknuspernden Störenfriede. Keine mit dem Mobiltelephon spielenden Jugendlichen. Niemand der im Kino flüstert. So schön.

In so einer Welt würde ich gerne leben. Ich möchte einen mutigen und erstaunlich hochgelobten Film in all seiner Größe, seiner Genialität genießen. Ich möchte so gerne in meinen Seh- und Hörgewohnheiten herausgefordert werden. Ganz den Bildern, der Musik folgend möchte ich in der Leinwand verloren gehen und mich in einem ganz eigenen Leben wiederfinden.

Tja, das kann ich dann wohl nur noch zu Hause. Oder vielleicht doch eher wieder in einem Multiplexkino. Da kann ich in all der geschaffenen Isolation nämlich auch mal meinen Nachbarn zurechtweisen, wenn er laufend in den Film quatscht, ohne gleich eine Diskussion über mich ergehen lassen zu müssen. Der klassische Multiplexgast schafft das schließlich kaum.

Was ist denn mit den Menschen los? Müssen sie in einen Film rennen, der sie objektiv betrachtet überhaupt nicht interessiert, bloß weil er so viele Preise abräumt? Nur um dann über den Wurmbefall ihrer Hauskatze – Johanna mit Namen – zu reden? Sogar zu schnarchen und Popcorn über drei Sesselreihen hinweg zu reichen?

Schön, daß sich dann der ein oder andere in seiner Ignoranz wie zum Hohn sogar den Film zu loben traut, den er kaum wirklich verfolgt haben kann.

So nahe an einem Duchovny war ich wirklich noch nie…

Conan

In action, drama, romantik on März 29, 2012 at 5:33 pm

OT: conan the barbarian, USA 2011, R: Marcus Nispel, B: Thomas Dean Donnelly, Joshua Oppenheimer, Sean Hood, Robert E. Howard

Als Kind der 80er Jahre gibt es Vieles, was ich in den tiefsten Tiefen meiner geschundenen Seele für immer und ewig zu verstecken gedenke. Alleine der Gedanke an Schulterpolster, Spandexhosen und Vokuhilas läßt mich schaudern.

Aber es gibt sicher auch viele schöne Dinge, die es an den 80er Jahren zu mögen gilt. Ein tolles Jahrzehnt für Filme war es zum Beispiel. Ach ja…

Und ein Jahrzehnt in dem so Vieles möglich schien. Was es in diesem Jahrzehnt im Überfluß zu geben schien waren ja zum Beispiel Muskeln. Na klar!

Ein Arnold Schwarzenegger trat in das Leben von Millionen. Ich gebe zu, in mein Leben trat er rückwirkend schon 1979, aber im Großen und Ganzen und in Anbetracht der filmhistorischen Präsenz war es das Jahr 1982, in dem der – für Hollywoodverhältnisse – große Mann zu einem Begriff wurde. Geradezu zu einem Innbegriff für Kraft, Stärke, Männlichkeit (man denke nur an das Kinn) und sexuelle Anziehung (viele Frauen behaupten auch heute noch, sein Po als Terminator habe sie für immer für andere Männer verdorben). Wohlgemerkt das Alles für die 80er Jahre. Heute funktioniert das so nicht mehr.

Kraft und Stärke wirken nur noch in der Überwindung der Schwäche. Männlichkeit protzt heute nicht mehr. Sie findet ihren Ausdruck in intellektueller Überlegenheit und vielleicht Glatze. Und wohin es mit dem Sexappeal der Männer geht, das verstehen heute vielleicht noch die Optiker und der ein oder andere Holzfäller. Aber sicher nicht mehr der liebenswerte Steroiddealer aus der Muckibude von nebenan.

Dachte ich. Aber das ölige, kantige und selten augenzwinkernde Zurschaustellen von blanken Muskeln und markanten Kinnpartien erfährt ein Revival. Jason Momoa heißt es und tritt nicht nur in die Fußstapfen eines Arnold Schwarzeneggers, sondern ist auch eines der vielen Gesichter der phantastischen Serie GAME OF THRONES. Momoa steht in vorderster Front und führt die Reihen der vielen namenlosen Fleischberge in neue, kaum noch möglich erscheinende Glanzzeiten zurück. Geebnet hat diesen Weg zwar das latent homoerotische, faschistoide Einklebealbum bewegter Bilder von 300, aber jetzt und heute, in den 2010er Jahren ist es so lebendig wie nie.

Ich fürchte ja nur, daß das bedeuten wird, daß bald wieder Frauen in viel zu großen Anoracks und Hochwasserhosen die Straßen fluten und Männer zurück zu Karottenschnitthose und Hornbrille kehren könnten. Schreckliche Vorstellung.

Dame, König, As, Spion

In drama, Kino, thriller on März 21, 2012 at 7:11 pm

OT: tinker, tailor, soldier, spy, FRA, UK 2011 R: Thomas Alfredson, B: Bridget O’Connor, Peter Straughan, John le Carré

Originaltonfanatiker. Das bin ich. Zumindest soweit ich es mir gegenüber verantworten und ertragen kann. Darüber weiß ja auch Mel Gibson schon ein Liedchen zu singen – in schlechtem Schottisch natürlich.

Nicht, daß ich jetzt den neusten Streich der mongolischen Filmwelt mit französischen Untertiteln jedem anderen Werk vorziehen würde. Ich habe auch meine Grenzen. Aber wer weiß schon, was da noch kommen mag?

Um den Originalton soll es jetzt auch gar nicht gehen. Aber um den Titel. Vom Standpunkt des Markenaufbaus ist es mir stets ein Rätsel, warum Filmtitel – vorzugsweise vom Englischen ins Englische – überhaupt übertragen werden, respektive wieso die Produzenten dies erlauben. Könnte etwas damit zu tun haben, daß man wieder mal weniger an allgemeinem Ruhm, als vielmehr am Geld interessiert sein mag. Da spielt sicher die Psychologie eine wichtige Rolle, auch wenn jeder das jetzt sofort dementieren wird.

Aber mal ehrlich: wenn ich die Wahl habe als deutscher Zuschauer der armen Kreatur an der Kinokasse klar ins Gesicht zu sagen, welchen Film ich sehen will, oder dieser ins Gesicht zu spucken, dann wähle ich meist ersteres. Bin ja entgegen gängiger Meinung kein Misantroph. Und wenn dann ein Trockener.

Damit ist ein deutscher Titel einem „th“-lastigen Titel klar vorzuziehen. Ein Mysterium warum dann ausgerechnet Shyamalan mit seinem ersten – und einzig wirklich noch guten – Film solch einen Erfolg haben konnte. Hab ich mich jetzt selbst in meiner Argumentation ausgehebelt? Und wenn schon.

Deutscher Titel! Von meiner Seite eine kluge Entscheidung.

Doch was, wenn der Verleih nun den Titel einer Literaturverfilmung auf dem Tisch liegen hat, dessen Übersetzung schon besteht und im Buch auch mit einem neuen, sinnvollen Bezug versehen werden konnte, nun aber dummerweise in Bildform nicht mehr funktioniert?

Dann werden klar zu erkennende Schachfiguren eben zu Karten. Sehr albern… scheint aber keinem in der Übersetzung aufgefallen zu sein. Kann auch egal sein – mich stört sowas aber.

The Child – die Stadt wird zum Alptraum

In drama, thriller on März 12, 2012 at 8:38 pm

OT: Chi l’ha vista morire, ITA 1972, R, B: Aldo Lado, B: Fransesco Barilli, Massimo D’Avak, Ruediger von Spiess

Ah… Venedig!

Tatsächlich können Filme in ihrem eskapistischen Auftrag einen Ersatz fürs Reisen darstellen.

Wenn mir ein Film angenehme, warme Gefühle von Heimeligkeit und Geborgenheit vermitteln will, dann glaube ich das nie so richtig. Film soll – und da wiederhole ich mich – eben doch in erster Linie Geld in die Kassen der Produzenten spülen. Wenn die Macher eine Botschaft transportieren können, dann ist es eine Leistung und an sich schon Kunst.

Filme, die allerdings keine eskapistischen Ziele verfolgen, die reizen mich noch viel mehr zum Verreisen. Eine Welt kennenzulernen, die es in ihrer dargestellten Härte, Hässlichkeit und Boshaftigkeit geben könnte, das ist eine sehr spannende Sache. Daran teilzuhaben kann mir stärkere Gefühle vermitteln, als es eine virtuelle Traumreise je könnte. Ich bin insofern ein Filmmasochist.

Wie heißt es so schön: Nur Filme die beißen hinterlassen Spuren!

Weg mit den SISSI-, und anderen Postern von allen möglichen Machwerken. Reisebüros in denen Plakate von THE CHILD, oder WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN hängen, die lassen mich verreisen. Und auch wenn es nur im Geist sein sollte.

Drive

In action, drama, Kino, romantik, thriller on März 2, 2012 at 4:33 pm

OT: Drive, USA 2011, R: Nicolas Winding Refn, B: Hossein Amini, James Sallis

Die Idee war ja, Gedanken während, oder nach einem Film festzuhalten. Irgendwie habe ich es ja geahnt, daß das schwieriger werden würde, als zu Beginn gedacht. Die Artikel wurden länger, die Filme nicht grundsätzlich besser – daran angepaßt die Gedanken.

Daraus schließe ich für mich, daß es meine Filmseele nach Zweisamkeit, nach Intimität zwischen einem Film und meinen Gefühlen in einem dunklen Kinosaal dürstet. Wenn der ganze Dreck aus den dunklen Ecken nicht mehr zu entfernen ist, dann muß man alles fluten. Ganz nihilistisch abreißen um Neues entstehen lassen zu können. Aus dem Nichts trifft ein zarter Samen auf fruchtbaren Boden.

Die Ranken wachsen und schlingen sich um mein Herz. Sie haben mich vollkommen im Griff und auch wenn ich weiß, daß in diesem dichten Dschungel nichts Weiteres wird Fuß fassen können, bin ich glücklich.